Es klingt wie ein Kriminalroman: Zum verabredeten Zeitpunkt treffen wir uns mit den Vertretern der verschiedenen Communities aus dem Lager an einem neutralen Ort um in Ruhe reden zu können. Menschen aus Somalia, Afghanistan, Syrien, Kamerun und anderen Gebieten sind bereit uns zu berichten. Sie beschreiben einen Zustand der Rechtlosigkeit und der Ohnmacht. Manche lachen, als sie von ihren Folter- und Gewalterlebnissen mit europäischen Polizeibehörden berichten, uns gefrieren die Gesichter.
Hier einige Aussagen:
„Als ich in Kroatien aufgegriffen wurde, steckten sie mich in ein Auto. Als die Türen aufgingen, standen da 6 Polizisten in einer Linie. Da mussten wir durch gehen, sie prügelten von allen Seiten auf uns ein und sagten „Kommt niemals wieder.“
„Wir sind 3 Tage und Nächte durch den Wald gelaufen, ohne Essen und Trinken.“
„Könntet ihr vielleicht die Menschen in Deutschland bitten, dass sie auf ihre Regierung einwirken, dass die EU ein wenig mehr die Menschenrechte beachtet?“
„Sie behandeln uns hier wie Tiere. Das schlimmste ist das Warten. Du bekommst einen Termin aller 6 Monate bei der Asylbehörde im Lager, und dann musst du wieder Monate für Monate warten, bald ist der Winter da.“
„Sie haben uns nackt ausgezogen, alles weggenommen, und uns in die Türkei zurück geschafft.“
„In Mazedonien gibt es eine Tür im Grenzzaun, aus dem sie Dich dann rauswerfen. Kannst Du Dir das vorstellen? Eine Tür in der Grenze…“
„Er war ein Polizist in Syrien. Als er Menschen erschießen sollte, ist er gegangen. Was haben wir für eine Wahl?“
„Wenn Du krank wirst im Lager, hast Du verloren. Dann kümmert sich niemand. Dann hast Du einfach verloren.“
„Viele haben aufgegeben, und versuchen gar nicht erst in die Klinik im Lager zu kommen. Wenn Du versuchst einen Termin zu bekommen, dauert das Stunden, und Du musst es immer wieder versuchen, ohne Garantie auf Erfolg.“
„Der Besitzer des Kiosk vor dem Lager hat überteuerte Preise. Wenn er eine Kreditkarte in die Hände bekommt, zieht er mehr ab, als er darf. Aber es hat keine Konsequenzen.“
„Es gibt nur sehr wenige Duschen und Toiletten im Lager, die sind zudem extrem schmutzig und oft verstopft. Ich gehe immer mit einem Eimer zum nahen See, und kippe mir das Wasser mit dem Eimer über meinen Körper. Das Wasser dort ist aber auch nicht gut“.
„Ich bin eigentlich ein Computerspezialist. Aber seit 2 Jahren habe ich keine Möglichkeit mehr zu arbeiten, oder mein Wissen aufzufrischen. Ich habe Angst, abgehängt zu werden und gar keine Chance mehr zu haben.“
„Im Essen sind oft Maden. Es ist nicht essbar.“
Der Ausbruch von Covid19 im Lager wird alles noch schlimmer machen. Als wir in Berlin Schönefeld landen, nehmen wir gleich die gut organisierte Corona Test Möglichkeit wahr. Innerhalb von 15 min sind wir getestet. Warum geht so etwas nicht in Vial? Im 21. Jahrhundert will es der reichste Kontinent nicht schaffen, adäquate Gesundheitsversorgung, Essen und Trinken für 35.000 Menschen auf den Inseln zur Verfügung zu stellen?
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