Unterwegs zur polnisch-ukrainischen Grenze: Sondierungsmission und erste Hilfslieferung für Flüchtende aus der Ukraine

Ein zweiköpfiges Team von Wir packen’s an ist am Montagmorgen (28.2.) mit dem Auto losgefahren, um die Situation an der polnisch-ukrainischen Grenze zu sondieren und erste Nahrungsmittel zu liefern.  

Unsere beiden Vorstandsmitglieder Mimi Khammas und Gerd Sander haben einen Großeinkauf mit essenziellen Nahrungsmitteln (Energieriegel, Babynahrung und Getränke) dabei, aber viel mehr noch: Fragen zur Notsituation von Flüchtenden an den Grenzen zwischen der Ukraine und deren Nachbarländern.

Wir sind in einem engen und ständigen Austausch mit Partner:innen aus der Region. Trotzdem ist es nicht einfach, einen genauen Überblick über die Anzahl von Schutzsuchenden an den jeweiligen Grenzen, den Bedarf der Menschen an Hilfsmitteln und Dienstleistungen sowie die Entwicklung in den nächsten Tagen und Wochen zu bekommen.

In den kommenden Wochen werden mehr als 5.000.000 Menschen aus der Ukraine flüchten. Aufgrund der dynamischen Fluchtsituation an den verschiedenen Grenzen der Anrainerstaaten zur Ukraine, unserer Kooperationen zu Partner:innen an den EU-Außengrenzen und teils widersprüchlicher Informationen aus den verschiedenen Regionen, konzentrieren wir uns auf die Situation an der polnisch-ukrainischen sowie ukrainisch-moldawischen Grenze.

Durch die enge Kommunikation mit unserem Scouting-Team vor Ort in Polen und Partner:innen aus Polen und Moldawien, handeln wir ab sofort gezielt, schicken die notwendigen Hilfsmittel an die richtigen Orte und helfen dabei, dass Menschen eine notwendige Unterstützung auf ihrer Flucht vor der kriegerischen Bedrohung erfahren.

Unser Vereinsvorsitzender Andreas Steinert ist in Kontakt mit Partner:innen an der Grenze zu Moldawien, wo ein Auffanglager geplant ist: „Sollte sich der Bedarf besonders an Lebensmitteln in Moldawien an der Grenze zur Ukraine bestätigen, werden wir sofort vor Ort tätig werden und die schutzsuchenden Menschen mit Nahrung versorgen. Wir sind gut vorbereitet, unsere Lagerhalle ist gefüllt mit eventuell benötigten Hilfsgütern. Mit Spendengeldern können wir Lebensmittel direkt vor Ort kaufen. Angesichts der zu erwartenden zehntausenden Geflüchteten schauen wir als Verein nicht weg.“

Bisher rufen wir im Zusammenhang mit unseren Hilfsaktionen nur zu finanziellen Spenden auf, da die genauen Bedarfe im Rahmen der Scouting-Aktion und der Kommunikation mit Partner:innen noch nicht gänzlich geklärt sind. Ein Sachspendenaufruf wird spontan erfolgen, sobald wir spezifische Informationen haben. Gern können sich Spender:innen schon finanziell solidarisch zeigen und bereithalten mit kälte- und reisegeeigneten Sachspenden. Sobald wir mehr wissen, veröffentlichen wir Bedarfslisten und Sammelstellen.

Während Mimi Khammas und Gerd Sander auf dem Weg an die polnisch-ukrainische Grenze sind, macht unsere Mimi auf einen ganz wichtigen Punkt aufmerksam: „Wir sind erleichtert, dass die inhumane Politik der Mauern, Pushbacks und Zäune wenigstens bei den Flüchtenden aus der Ukraine fallen gelassen wird. Unsere Forderung bleibt aber weiterhin bestehen: Eine sofortige Aufnahme auch der Schutzsuchenden an der Grenze Polen-Belarus ist dringend notwendig. Belarus ist Kriegspartei, was wird aus den Menschen hinter der polnischen Grenzmauer? Gerade jetzt erreichen uns Berichte über vermehrte Pushbacks an der Grenze Polen-Belarus.“ Menschen flüchten weltweit vor militärischer, wirtschaftlicher und rassistischer Repression, leben und sterben unter inhumanen Lebensbedingungen an allen EU-Außengrenzen und leiden unter einer rassistischen EU-Abschottungspolitik. Diese Menschen dürfen nicht vergessen werden und müssen aktiv unterstützt werden.

Zudem häufen sich die Berichte über Verhinderungen der Einreise von schwarzen Menschen und People of Colour in ukrainische Nachbarländer. Für Flüchtende, die weiß-markiert sind, ist die Flucht aus der Ukraine und Einreise in Anrainerstaaten selbstverständlich voller Barrieren, von einer menschenverachtenden Rassifizierung sind diese jedoch nicht betroffen. Hier wird erneut eine rassistische Auslese von Flüchtenden vor der unvorstellbaren Bedrohung eines Krieges vorgenommen. Diese menschenverachtende Selektion anhand äußerlicher Markierungen, welche sich entlang der gesamten EU-Außengrenzen abspielt, muss sofort, überall und für immer aufhören. „Wir sind solidarisch mit allen Menschen auf der Flucht, unabhängig von der Hautfarbe und Herkunft“, sagt Mimi im Namen des ganzen Vereins.

Wir packen’s an fordert: Offene Grenzen und sichere Fluchtwege für alle sowie die bedingungslose Einhaltung von Menschenrechten von allen!

Es wird erneut offensichtlich: Viele europäische Staaten zeigen eine verbale Solidarität und ihre Bereitschaft, Flüchtende aus der Ukraine unbürokratisch aufzunehmen, aber das reicht nicht aus. Die Zivilgesellschaft – wir alle – muss „wieder mal“ einschreiten. Lasst uns gemeinsam Solidarität praktisch werden lassen und ALLE Menschen auf Flucht unterstützen.