Im April 2020 sahen wir uns in der Verantwortung für Flüchtende auf der Ägäis Insel Chios. Deutschland war mit sich selbst und der Covid 19 Pandemie beschäftigt, es entstanden Covid Nachbarschaftsunterstützungsvereine, das Land suchte nach einem adäquaten Umgang mit der Krankheit. Die öffentliche Aufmerksamkeit hatte einen anderen Fokus als die griechischen Elendslager in der Ägäis.
Im Geflüchtetenlager Vial auf der griechischen Insel Chios befanden sich ca. 6.000 Schutzsuchende, die unter menschenunwürdigen Bedingungen auf engstem Raum miteinander lebten. Durch die Covid 19 Pandemie befürchteten wir eine Katastrophe für die dortigen Menschen. Die medizinische Versorgung und die sanitären Bedingungen waren in jeder Hinsicht katastrophal. Notwendig waren Masken, Desinfektionsmittel, Fieber-Thermometer, Beatmungsgeräte… um wenigstens eine Notversorgung zu gewährleisten. Wir waren Tag und Nacht damit beschäftigt, die Hilfsgüter zu beschaffen. Das Problem war, dass es so gut wie nichts davon zu erwerben gab, der Markt war leergefegt. Und wenn überhaupt, wurden die benötigten Hilfsgüter für überteuerte Preise angeboten.
In diesen Zeitraum fiel das Angebot von Global Tactics, an uns herangetragen über Instagramm, was wir wie ein Geschenk des Himmels empfanden. Wir waren heilfroh über die zum Selbstkostenpreis angebotenen, „wiederverwendbaren“ Masken, die aus Portugal direkt nach Chios geliefert werden sollten. Nach intensiver Prüfung und Abwägung entschlossen wir uns das Angebot anzunehmen. Wir kauften 5400 Masken zum Preis von insgesamt Brutto 6.297,48 €. Darüber hinaus wurden 600 Masken gespendet und die Versandkosten nach Griechenland übernommen. Wir waren überglücklich, weil das bedeutete, dass wenigstens jede:r Flüchtende im Lager Vial erstmal eine Maske haben konnte.
Voller Bestürzung lesen wir nun heute in den Recherchen des ZDF Magazins Royale, dass die Masken aus Bangladesch kämen und nicht wie angekündigt aus Portugal, dass sie deutlich über den Herstellungskosten verkauft worden seien und dass sie wohl mangelhaft gewesen wären. Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, fühlen wir uns betrogen und verraten. Das Allerschlimmste daran wäre aber nicht der Umgang mit uns, sondern das Geschäftemachen auf den Rücken von Schutzsuchenden, von Menschen die vor Krieg und Elend flüchten, die Schutz brauchen anstatt Betrug.
Der Vorstand von Wir packen’s an e. V.