Statement vom Bündnis „Bad Freienwalde ist bunt“:
Nach intensiver, monatelanger Vorbereitung und Wochen voller Vorfreude fand am Sonntag, 15. Juni, „Bad Freienwalde ist bunt“ statt. Doch bevor es richtig los ging, wurde unsere Veranstaltung von einem Dutzend bewaffneter, rechtsextremer Angreifer attackiert. Maskiert mit Sturmhauben in den Reichsfarben und ausgestattet mit Schlagstöcken und Quarzhandschuhen griff die Gruppe Standbetreiber:innen und Besucher:innen an. Das mutige Einschreiten der Ordner:innen sowie weiterer Teilnehmender verhinderte größeren Schaden, auch wenn mindestens drei Personen durch Schläge verletzt wurden. Diesen wünschen wir eine schnelle Genesung.
Die Medien konzentrieren sich nun auf diesen Gewaltakt. Dabei ist es wichtig, auch davon zu berichten, was danach geschah: Wir haben zum fünften Mal die Vielfalt in unserer Kleinstadt im Osten Brandenburgs gemeinsam mit Menschen aus der Region und Gästen, mit queeren Menschen, Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung und Menschen mit Behinderung generationenübergreifend gefeiert.
Die Trommelschule Steffi Keil, der SPI DanceClub des Jugendzentrums Offi, das Netzwerk „Frauen für Frauen“ sowie der Jugendclub des Theates am Rand gestalteten das Bühnenprogramm aktiv mit. Schülis gegen Rechts und Omas gegen Rechts zeigten, dass alle Generationen solidarisch zusammenstehen. Schüler:innen des Bertolt Brecht Gymnasiums und ihre Eltern machten sich für die Sichtbarkeit queerer Lebensrealitäten stark, ebenso die Landeskoordinierungsstelle Queeres Brandenburg. Kalsoom von Women in Exile und Mahmood Alizadeh erhoben kraftvoll ihre Stimmen für Geflüchtete, unterstützt von Miriam von Wir packen’s an. Die iranische Sängerin Faravaz begeisterte das Freienwalder Publikum. Und Janoma Bange war die (Drag-)Queen der Veranstaltung. Viele weitere Organisationen und demokratische Parteien beteiligten sich mit Infoständen und Mitmach-Angeboten.
In diesem Jahr haben sich so viele Kooperationspartner wie nie zuvor beteiligt und mit rund 400 Besucher:innen aller Generationen hatten wir einen großartigen Zuspruch. Danke an alle, die sich von dem feigen Angriff nicht haben einschüchtern lassen!
Wir danken dem Brandenburger Innenminister René Wilke für seinen spontanen Besuch. Er suchte vor Ort das Gespräch mit uns Organisator:innen und den Opfern des Angriffs. Selbst in den „Baseballschlägerjahren“ in Brandenburg aufgewachsen, war der Minister sichtlich betroffen von dem Angriff auf uns. Doch diese Betroffenheit reicht nicht aus. Als Bündnis „Bad Freienwalde ist bunt“ verteidigen wir hier alles, wofür unsere Demokratie steht: Meinungs- und Versammlungsfreiheit, Menschenwürde und Menschenrechte. Und dieses Engagement war heute nicht ausreichend geschützt.
Als der Angriff erfolgte, war die Polizei nicht vor Ort. Die Gefahr, der unsere Veranstaltung ausgesetzt war, wurde falsch eingeschätzt. Das muss sich ändern! Die Bedrohung durch gewaltbereite Rechtsextreme muss ernst genommen werden. Es müssen Mittel zur Prävention, zum Monitoring der rechten Szene und zur effektiven Strafverfolgung bereitgestellt werden!
– Bad Freienwalde ist bunt





