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Am Rande Europas – Unterwegs in Serbien und Bulgarien


Unsere Mitglieder Maite und Daniel sind in Serbien – das letzte Nicht-EU-Land auf der sogenannten Balkanroute. Es ist für schutzsuchende Menschen nur eine Zwischenstation auf einer Route, die seit Jahren von Gewalt und Willkür geprägt ist, und das alle so schnell wie möglich hinter sich lassen wollen. Unrechtmäßige Zurückweisungen, Einschüchterung, Polizeigewalt – seit Jahren ist das der Alltag an den Grenzen.

Wie leben Menschen, die jeden Tag riskieren, zurückgeschoben, geschlagen oder erneut vertrieben zu werden? Welche Unterstützung erreichen sie noch – und wo fehlen selbst die grundlegendsten Dinge?

„Für die Menschen ist Serbien kein Ort zum Bleiben“, sagt Daniel, als sie in Belgrad bei unserer Partnerorganisation Collective Aid mit anpacken. „Es ist ein Zwischenraum zwischen Hoffnung und Angst.“

Wochen- oder monatelang sind Familien, Männer, Frauen und Kinder zu Fuß durch Serbien unterwegs. Sie schlafen in Wäldern, unter Planen, in Ruinen – immer bereit, weiterzuziehen, immer in der Hoffnung, endlich ein EU-Land zu erreichen, das ihnen einen fairen Asylprozess ermöglicht. Denn in den sogenannten Balkan-Staaten der EU, wie Ungarn oder Bulgarien, drohen ihnen haftähnliche Lager ohne Rechtsbeistand und Abschiebungen ohne Verfahren. Ein fairer Asylprozess? Für die meisten unerreichbar. Darum müssen sie weiter.

Wir packen's an in Serbien und Bulgarien
Wir packen's an in Serbien und Bulgarien
Wir packen's an in Serbien und Bulgarien

Eure Spenden – Kleidung, Hygieneartikel, Schlafsäcke – begleiten sie auf diesem gefährlichen Weg. Dinge, die über Wärme und Würde entscheiden.

In Belgrad beschließen Maite und Daniel spontan auch dorthin zu reisen, wo die sogenannte Balkanroute beginnt: Bulgarien. Seit Monaten hören wir, wie sehr sich die Fluchtroute über Bulgarien verändert hat. Es ist nicht nur ein geografischer Übergang, sondern auch ein politischer und humanitärer Brennpunkt. „Das hier ist das Tor zur Balkanroute“, sagt Daniel, als wir mit dem Auto Richtung Harmanli fahren. „Aber es fühlt sich eher wie eine Sackgasse an.“

Dieser Satz begleitet uns, als wir kurz darauf das größte Flüchtlingslager des Landes in Harmanli erreichen. Es liegt nur wenige Kilometer von der türkischen Grenze entfernt. Daniel und Maite begleiten unsere Partnerorganisation No Name Kitchen (NNK), mit der wir bereits in Serbien zusammenarbeiten.

An diesem Morgen haben sie Säcke voller Kleidung dabei. „Viele hier besitzen nur das, was sie am Körper tragen“, sagt Maite. Von außen wirkt das Camp unscheinbar. Ein paar graue Gebäudeblöcke, ein Zaun, ein Tor. Eine Freiwillige von NNK erzählt, dass die Lage drinnen katastrophal ist. Es gibt kein frisches Trinkwasser. Die sanitären Anlagen sind verdreckt, baufällig, teils unbenutzbar. Die Schlafsäle sind überfüllt und bieten keinerlei Privatsphäre.

Bulgarien ist eines der ärmsten EU-Länder. Entsprechend dünn ist die Unterstützung für Organisationen, die hier humanitäre Arbeit leisten. „Es ist ein Camp im europäischen Niemandsland“, sagt Daniel, „ein Ort, den man politisch nicht sehen möchte.“ Die Menschen im Camp sind unterversorgt. Viele berichten, dass sie zuvor mehrfach gewaltsam zurück über die Grenze gedrängt wurden. Pushbacks, Schläge, Diebstahl von persönlichem Besitz und Einschüchterungen gehören zum Alltag.

Die Organisation „Mission Wings“, die Gewaltvorfälle und Todesfälle entlang der Grenze dokumentiert, spricht von über 50 Menschen, die allein 2023 in dieser Region ums Leben gekommen sind. Häufig seien diese auf Gewalt, Vernachlässigung oder unterlassene Hilfe zurückzuführen. Verantwortung tragen sowohl der bulgarische Grenzschutz als auch die europäische Grenzschutzagentur Frontex.

„Wir können das System nicht ändern“, sagt Maite. „Aber unsere Priorität ist simpel: Die Menschen sollen wenigstens schlafen können, ohne zu frieren.“

Aus diesem Grund werden wir in den kommenden Wochen einen vollbeladenen Transporter nach Bulgarien schicken – mit Kleidung, Schuhen, Hygieneartikeln, Decken und Schlafsäcken. Dinge, die in einem europäischen Lager eigentlich selbstverständlich sein sollten. Wer unsere Arbeit unterstützen möchte, kann mit einer Spende direkt dazu beitragen, dass wir den Transporter nach Bulgarien füllen und weitere Hilfseinsätze ermöglichen. Solange Menschen unter solchen Bedingungen unterwegs sind, solange Grenzgewalt den Weg nach Europa bestimmt, bleiben eure Spenden keine Extras – sie sind Rettungsanker.

Die Gespräche, die Bilder, die Geschichten – alles bleibt haften. Unsere Hilfe wird die Lage nicht grundlegend verändern. Aber sie kann Menschen helfen, die lange keine Unterstützung bekommen haben.

Wir haben die Wahl: Die Menschen hier ignorieren – oder ihnen helfen.

Wir packen's an in Serbien und Bulgarien
Wir packen's an in Serbien und Bulgarien
Wir packen's an in Serbien und Bulgarien