Auf unserem Weg nach Calais, der Transporter schwer beladen mit Winterausrüstung, ziehen unzählige Zeltlager entlang der Autobahn an uns vorbei. So viele Menschen auf der Flucht harren unter unsicheren Bedingungen in den eisigen Wäldern aus.
Für Cordi und mich, als erfahrene Vereinsmitglieder, mag diese Situation nichts Neues sein, doch für unseren Fotografen Maximilian Gödecke ist der Anblick neu und bedrückend. Dann wird unser Transporter angehalten. Polizeikontrolle. Sie suchen nach Fluchthelfer:innen. Beladen mit Nothilfe, lassen sie uns passieren, obwohl sie den Transporter argwöhnisch beobachten.
Maximilian begleitet uns, um die Menschen und ihre Geschichten an diesem „Unort“ festzuhalten. Die Besonderheit an dieser Außengrenze ist, dass Geflüchtete hier versuchen die EU zu verlassen. Tausende warten auf den richtigen Zeitpunkt, um das gefährliche Meer nach Großbritannien zu überqueren.
„Einige Jugendlichen aus dem Sudan luden mich direkt in ihr provisorisches Zelt ein. Die Herzlichkeit trotz der schwierigen Situation hat mich tief berührt“, teilt Maximilian. „Das wenige Essen, das sie hatten, wollten sie auch noch mit mir teilen. Trotz aller Herzlichkeit, war die Angst vor der Überfahrt mit den Booten bei allen zu spüren.“
Tausende Menschen warten in den Wäldern und Feldern von Calais und Dunkerque auf die Überfahrt nach Großbritannien. Viele von ihnen haben bereits einen langen Fluchtweg hinter sich und stehen nun vor der lebensgefährlichen Route über den Kanal – sei es per Boot oder in einem Lastwagen. Ihr gemeinsames Ziel ist ein sicheres Leben in Großbritannien.
Unsere Transporter, gefüllt mit Winterjacken, Schuhen, Rucksäcken, Hygieneartikeln, sowie Zelten, Decken und neuen Schlafsäcken, gewährleisten das Überleben der Flüchtenden. Es gibt vor Ort nur wenige Hilfsorganisationen, die sich um die Geflüchteten kümmern, und sie sind nie ausreichend ausgestattet, um alle Menschen zu versorgen. Offizielle Anlaufstellen oder Unterstützung für die Menschen auf der Flucht gibt es hier nicht. Die Polizei räumt regelmäßig die provisorischen Lager und zerstört die Unterkünfte und die wenigen Habseligkeiten der Menschen.
„Es ist ungerecht, dass das Leben der Menschen davon abhängt, welchen Pass sie haben. Für mich ist schwierig zu akzeptieren, dass ich einfach mit meinem deutschen Pass zurückfahren kann, während andere um ihr Leben kämpfen müssen“, betont Cordi.