Jahresrückblick 2022
2022 brachten wir 30 Hilfstransporte nach Griechenland, Bosnien, Moldau, in die Ukraine, an die polnisch-belarussische Grenze und an die französische Kanalküste, 18 Generatoren in die Ukraine, 6 Sanitärcontainer nach Moldau, kauften Lebensmittel für über 300.000 € und 100 Schokoladen-Nikoläuse für ein Waisenhaus.
Das alles dank Eurer Unterstützung!
Seht euch die Bilder unseres Jahres 2022 an!
Zwölf Highlights aus zwölf bewegten Monaten, so vielfältig wie unser Engagement für Menschen auf der Flucht.
JANUAR | Fest & Flauschig
Jan Böhmermann und Olli Schulz rufen zu Spenden für Wir packen’s an auf!
Als uns diese Nachricht im Dezember 2021 erreichte, konnten wir sie zunächst gar nicht glauben. Die beiden Promis sammeln im Rahmen ihres alljährlichen Weihnachtszirkus, einer Live-Ausgabe des Podcasts Fest & Flauschig, Geldspenden für soziale Zwecke – und dieses Mal waren wir dabei!
Bis zum Ende des Sammelzeitraumes im Januar kamen dabei großartige 1,3 Millionen Euro zusammen, wovon 325.000 € an uns gingen. Zum Einsatz kam das Geld entlang der Grenze Polen-Belarus, wo Menschen auf der Flucht im wahrsten Sinne des Wortes zu Spielbällen internationaler Politik gemacht werden. Dank der Spendengelder konnten wir Rettungsdecken, Thermounterwäsche und Schlafsäcke kaufen und nach Polen schicken.
FEBRUAR | Krieg in der Ukraine
Dieses schreckliche Szenario wurde am 24.02.2022 bittere Realität.
Für uns war schnell klar: Wir helfen auch flüchtenden Menschen aus der Ukraine!
Daher machten sich zwei unserer Vereinsmitglieder auf den Weg nach Polen, um dort zu sondieren, welche Unterstützung am dringendsten gebraucht wird. Sie stießen auf die tolle Initiative Folkowisko, welche seitdem das Ziel für unsere zahlreichen Transporte in die Grenzregion ist. An Bord waren vor allem Nahrungsmittel, aber auch Decken und Hygieneprodukte. Damit wurden fliehende Menschen versorgt, die auf ukrainischer Seite tagelang an den Grenzstationen Schlange stehen mussten.
Mithilfe unserer Spender:innen ist es uns dadurch gelungen, in all der Dunkelheit des Krieges etwas Wärme zu schenken.
MÄRZ | Feministischer Kampftag
Am Frauenkampftag fuhren unsere Miriam und die freiwillige Fahrerin Marie einen LKW voller Hilfsgüter an die polnisch-ukrainische und an die polnisch-belarussische Grenze.
Unser Frauenteam brachte warme Kleidung, Schuhe und Lebensmittel zu den Schutzsuchenden an beiden Grenzen, denn bei uns gibt es keine selektive Solidarität! Sie wurden vor Ort jedoch Zeuginnen der erschreckenden Unterschiede, die zwischen Geflüchteten gemacht werden: An der polnisch-ukrainischen Grenze wurden geflüchtete Menschen in der EU willkommen geheißen, Transporte organisiert, warmes Essen zur Verfügung gestellt.
Nur wenige Autostunden entfernt jedoch verschlimmerte sich die Situation für die Flüchtenden an der polnisch-belarussischen Grenze weiter und polnische Grenzer prügelten verletzte und kranke Menschen zurück nach Belarus.
APRIL | Container für Moldau
Kurz nach dem Ukraine-Kriegsausbruch machten wir uns in das kleine Land Moldau an der Grenze zur Ukraine auf und brachten Hilfsgüter, die dringend benötig wurden.
Hunderttausende Flüchtende nahm das kleine Moldau mit seinen 2 Millionen Einwohnern zeitweise auf, obwohl das Land selbst arm ist. Wir sahen die Not. Wir sahen aber auch, dass ein ganzes Land anpackte, um die geflüchteten Menschen zu versorgen. Der Leiter einer Geflüchteten-Unterkunft sagte: „Das, was am dringendsten wäre, sind sanitäre Einrichtungen. Wir haben weder adäquate Toiletten noch Duschen.“
Dank der Gelder vom Sound of Peace-Konzert und LeaveNoOneBehind konnten wir innerhalb kürzester Zeit sechs Sanitär-Container kaufen und liefern, um eine hygienische Grundversorgung zu gewährleisten – unter anderem direkt am Grenzübergang nach Palanca.
MAI | Mitgliedsversammlung
7. Mai 2022 – unsere Mitgliederversammlung. Glücklicherweise konnte die Versammlung vor Ort in unserer Lagerhalle in Biesenthal stattfinden und musste nicht, wie so vieles in den vergangenen zwei Jahren, virtuell durchgeführt werden. Ein reger Austausch und wichtige Abstimmungen fanden statt.
Eröffnet wurde die Versammlung mit einem Jahresrückblick. Dabei zeigte sich, was im letzten Jahr geschafft wurde und dass die Mühen sich lohnten.
Ein wichtiger Teil war die Wahl des neuen Vorstands. An seiner Spitze stehen seitdem zwei Frauen und zwei Männer. Sogar ein Ehrenvorsitz konnte gewählt werden: Unser lieber Andreas! Damit alle mehr von der Arbeit der einzelnen Teams erfahren, nahmen wir uns Zeit dafür, aktuelle Arbeitsschwerpunkte vorzustellen.
Ein wertvoller und ideenreicher Tag für den Verein im Jahr 2022.
JUNI | Schulspiel
Mit unserem 2021 gestarteten Projekt „Schule packt an“ besuchen wir Schulklassen und sprechen mit Kindern und Jugendlichen über Flucht und Migration.
Im Sommer entwickelte unser interkulturelles Schulteam basierend auf den Comics verschiedener Künstler:innen, welche die Flucht von 5 Kindern aus 5 Ländern erzählen, ein eigenes WPA-Brettspiel. Dabei wurden wir grafisch von dem griechischen Künstler Yorgos Konstantinou unterstützt. Mit Hilfe unseres Spieles lernen die Schüler:innen in unseren Workshops die Lebensgeschichten von Farah, Wassim, Malik, Aisha und Sahar kennen, ihre Nöte und Probleme, aber auch ihre Wünsche und Träume und was das alles mit Kinder- und Menschenrechten zu tun hat.
Aktuell befindet sich das Spiel in der Erprobung und soll 2023 in verschiedenen Schulen zum Einsatz kommen.
JULI | Das Hope Café in Athen
Eine Organisation, die ihrem Namen alle Ehre macht!
Unsere Partner:innen versorgen viele gestrandete Menschen, die durch das löchrige Sozialnetz fallen. Ob obdachlose Familien, notdürftig untergebrachte Jugendliche oder Menschen aus den Camps – alle kommen in das Café, das Hoffnung gibt, um Lebensmittelpakete sowie Hygieneprodukte und Spielzeug zu erhalten. Darüber hinaus bietet die beliebte Einrichtung eine kleine Auszeit zum Durchatmen, Austauschen, Lachen.
Diese wichtige Arbeit unterstützt WPA gerne: Zusätzlich zu unseren regelmäßigen Hilfstransporten (vier in diesem Jahr), übernehmen wir seit Juli monatlich die Miete des Hope Café, dessen Schließung drohte und damit auch die Versorgung vieler Hunderter Hilfsbedürftiger, denen nicht auch noch die letzte Hoffnung genommen werden darf.
AUGUST | Das Grauen an den Außengrenzen
Auch wenn Deutschland eine neue Regierung hat, so besserte sich nichts an den EU-Außengrenzen, im Gegenteil: Neue Grenzzäune wurden gezogen, Mauern errichtet und Menschen getötet.
An der Grenze zu Belarus entstand in Polen eine 4 m hohe Mauer, gegen die die ehemalige Berliner Mauer wie ein Legobaustein wirkt. An der Grenze Marokko-Spanien versuchten 2.000 Menschen dem Elend zu entkommen, die Gewalt der Grenzbeamten war maßlos. Dutzende Menschen starben, der sozialdemokratische spanische Premier dankte den Grenzbeamten.
Auf einer Insel im Evros, dem Grenzfluß zwischen Türkei und Griechenland, saß wochenlang eine Familie mit Kindern fest. Sie berichteten, dass ihre kleine Tochter Anfang August dort starb.
Europa, sind das deine Werte?
Rassismus, Unmenschlichkeit und Abschottung?
SEPTEMBER | Wintersammelaktion
Gestiegene Lebensmittel- und Energiepreise als Folgen des Ukrainekrieges, machten 2022 all unseren Partnerorganisationen schwer zu schaffen.
Umso wichtiger war es für uns, die Wintersammelaktion auch in diesem Jahr durchzuführen und damit zu zeigen, dass unsere Solidarität allen Menschen auf der Flucht gilt. Im gesamten Bundesgebiet öffneten wieder zahlreiche Sammelstellen, die Sachspenden wie Kleidung, Hygieneprodukte, Powerbanks und vieles mehr annahmen. Zudem konnten Pakete direkt an unseren Vereinssitz geschickt werden.
Dank vieler fleißiger Packer:innen waren die Spenden schnell verpackt und für ihre Reise nach Frankreich, Griechenland, Polen und Bosnien vorbereitet. Fünf Transporte machten sich am Ende auf den Weg – an Bord neben lebenswichtigen Gütern stets auch eine Ladung Hoffnung.
OKTOBER | “Flucht & Rassismus”
Gut, dass die Flüchtenden aus der Ukraine unkompliziert aufgenommen wurden. Wir verstehen aber nicht, warum das nicht für alle Menschen, die vor Krieg fliehen müssen möglich ist und wozu Unterschiede gemacht werden.
Für uns ein Grund, eine Veranstaltung am Tag der Deutschen Einheit am 3.10.2022 in der Kulturmarkthalle Berlin zu organisieren. Der Tag war bewusst gewählt, denn noch immer gibt es grausame Mauern in Europa.
Auf dem Podium saßen Studierende aus Sambia & Niger, die aus der Ukraine flüchteten, der Journalist Christian Jakob, Paul Arzten von der Initiative schwarzer Menschen in Deutschland und unser Vorstand Axel. Die Veranstaltungshalle war übervoll. „
Als ich in den kostenfreien Evakuierungsbus einsteigen wollte, musste ich als Einzige zahlen, ebenso um zu bleiben“ berichtete Cathy aus Sambia.
NOVEMBER | Preisverleihung mit Protest
Im November erhielten wir den Sonderpreis des „Band für Mut und Verständigung“ Berlin-Brandenburg für unser zivilgesellschaftliches Engagement.
Zur Preisverleihung in der Potsdamer Staatskanzlei erschienen vier unserer Vorstandsmitglieder in T-Shirts mit der Aufschrift „Abschiebezentrum BER verhindern“ und äußerten unsere Kritik: „Es ist ein unerträglicher Widerspruch, dass wir heute aus den Händen des brandenburgischen Ministerpräsidenten einen Preis für unser Engagement für Geflüchtete und gegen Rassismus erhalten, und gleichzeitig das Land Brandenburg und die Bundesregierung ein riesiges rassistisches Abschiebezentrum planen, von dem mehr Geflüchtete effizienter deportiert werden sollen,“ so unsere Vereinsvorsitzende Miriam.
„Wir wollen von Ihnen, Herr Woidke, keine Blumen, sondern einen Stopp des Abschiebezentrums!“.
DEZEMBER | Generatoren & Nikoläuse
„Die meisten der Kinder haben nicht genau verstanden, was die Generatoren bedeuten, aber die Schokolade schmeckt sichtlich allen.“ schrieb unser Axel in seinem Bericht.
Das Waisenhaus mit seinen 83 Kids war die zweite Station auf seiner Fahrt in die Ukraine. Hier sind behinderte Waisen untergebracht, die seit Kriegsbeginn niemand mehr adoptieren will. Das Heim versucht so gut wie möglich mit der fürchterlichen Versorgungssituation klarzukommen.
„Wahrscheinlich würden die Russen die Energieversorgung attackieren. Deshalb habe ich versucht, hier auf möglichst viele unterschiedliche Energie-Quellen zu setzen“, erklärte der Direktor als er uns Gas- und Stromherd nebeneinander zeigte.
18 Generatoren und Diesel im Wert von 20.000 € wurden von dem Geld gekauft, das uns #LeaveNoOneBehind nach dem Sound of Peace-Konzert gewidmet hatte.
Seit Ende Februar ist Krieg in der Ukraine, und das prägte auch unser Jahr maßgeblich. Hunderttausende Menschen flohen vor dem Krieg und brauchten unsere Unterstützung: In Polen und Moldau und auch direkt in der Ukraine.
Die Auswirkungen reichten jedoch noch viel weiter. Weil europäische Akteure ihren Fokus auf die Ukraine lenkten, blieb an den anderen Außengrenzen der EU kaum noch etwas übrig für die Geflüchteten, die dort festsitzen: Aus Griechenland, Bosnien und Serbien, von der polnisch-belarussischen Grenze und aus Calais erreichten uns verzweifelte Hilferufe, weil die grundlegende Versorgung der Geflüchteten zusammenbrach.
Wir finanzierten Lebensmittelkäufe, Miete, Unterbringung und psychologische Unterstützung und schickten unzählige Hilfstransporte.
Wir danken allen ganz herzlich, die gemeinsam mit uns in diesem Jahr Menschen auf der Flucht unterstützt haben. Es bleibt dabei: Unsere Solidarität kennt keine Grenzen und wir packen’s an!
Mach mit und unterstütze uns: Als Helfende Hand, als Anpacker:in oder mit deiner Spende.