Die Bilder des toten Jungen am Strand lösten 2015 weltweit Entsetzen und Mitgefühl aus. Sie wurden von vielen Menschen als Symbol für die Folgen der europäischen Abschottungspolitik angesehen.
Aber Alan Kurdi war viel mehr als ein Symbol – er war in erster Linie ein Kind. Ein Kind, das gerade erst den Schrecken des syrischen Krieges entflohen war und welches in Frieden und Sicherheit aufwachsen sollte. Ein Kind, das weinen und lachen sollte, die Welt erkunden und diese mitgestalten sollte. Stattdessen endete sein junges Leben in den unerbittlichen Fluten des Meeres. Alans Vater, der die Überfahrt als einziges Familienmitglied überlebte, äußerte damals die Hoffnung, dass kein Mensch mehr im Mittelmeer ums Leben kommen möge.
Wir alle wissen, dass diese Hoffnung unbegründet war. Erst vor wenigen Tagen sind vor Lesbos wieder vier Kinder bei der gefährlichen Überfahrt ertrunken – ein Säugling der gerade mal elf Monate alt wurde, sowie zwei Mädchen (acht und vierzehn Jahre alt) und ein Junge (acht Jahre alt).
Es liegt auch an uns, welche Lehren wir aus dem Sterben an unseren Grenzen ziehen. Wir alle können unsere Stimme erheben, an Demos teilnehmen, mit Politiker:innen diskutieren und geflüchteten Menschen im Alltag mit Achtung begegnen. Wenn wir wieder und wieder darauf hinweisen, dass wir mit dem Sterben an unseren Außengrenzen nicht einverstanden sind, machen wir Alan Kurdis Tod zu einem Symbol – einem Symbol für Menschlichkeit.