Im Winterwald von Velika Kladuša

Hier kann Europa Gastfreundschaft lernen: Unter all den vielen Erfahrungen bei diesem Einsatz hier in Bosnien wird ein Eindruck besonders tief bleiben: Die Wärme und Freundlichkeit, mit der wir empfangen und willkommen geheißen werden, berührt und beschämt uns. Mehrfach täglich werden wir auf einen heißen Tee oder sogar zu einer ganzen Mahlzeit in ein zugiges Zelt eingeladen, sie braten für uns leckeres Fladenbrot über offenem Feuer. Es ist bewundernswert, wie Menschen, die alles verloren oder abgenommen bekommen haben, die täglich traumatisiert und misshandelt werden, dennoch ihre Würde, ihre Wärme und ihre Menschlichkeit im Umgang mit anderen behalten. Es ist so wichtig für die Menschen hier, das Wenige, was sie haben, anzubieten. Endlich sind sie einen Moment lang nicht „ein Opfer“ ein Gefflüchteter, dem geholfen werden muss. Sondern sie sind Menschen, die Gastgeber sein können und mit uns auf Augenhöhe sprechen können.

Wir wünschten, Kalt-Europa könnte aus diesen Begegnungen demütig eine Lehre ziehen. Täglich ist uns bei unserer Arbeit bewusst, dass wir Menschen helfen, die überhaupt nicht in dieser Situation sein sollten. Ständig denken wir darüber nach, was wir noch tun können, um politisch endlich Gehör zu finden. Was wir tun können, während wir uns weiterhin politisch für eine menschenrechtskonforme Asylpolitik einsetzen? Bei all den Fragen steht eins fest: Wir bleiben wir bei den Menschen, wir unterstützen sie konkret mit dem, was sie dringend brauchen und sagen ihnen dabei: „Doch, ihr seid uns willkommen. Gebt nicht auf!“ Für eine Gesellschaft, in der das gelingt, brauchen wir euch mit euren Ideen, eurer politischen Aufrichtigkeit und Unterstützung.

=> Tag 1: Unsere Ankunft in Bosnien
=> Tag 2: Die „Hunger Games“ von Velika Kladuša
=> Tag 3: Nothilfe gegen den Hunger in Velika Kladuša