Seit Jahren arbeiten wir eng mit verschiedenen Organisationen entlang der sogenannten Balkanroute zusammen, um dringend benötigte Spenden an Geflüchtete zu liefern. Auch 2024 bleibt diese Route eine der zentralen Fluchtwege nach Europa. Allein 2023 nutzten rund 30.800 Menschen diese gefährliche Passage.
Diesen Oktober waren wir, Maite und Daniel, in Bosnien und Kroatien, um uns ein Bild von der aktuellen Lage zu machen:
Unsere Reise begann in Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina, wo sich zwei Camps befinden: eines für Familien, Frauen und Minderjährige, das andere für alleinreisende Männer. Die Zustände dort sind besorgniserregend – es mangelt an allem: Nahrung, medizinischer Versorgung und sanitären Einrichtungen. Es sind vor allem zivilgesellschaftliche Organisationen, die versuchen, die schlimmste Not zu lindern.
Rund 1.300 Menschen befinden sich derzeit in Sarajevo auf der Flucht. Dort trafen wir die Organisation Collective Aid, die Kleidung und Hygieneartikel an Geflüchtete verteilt. Über einen QR-Code können die Menschen Kleidung bestellen, die sie am nächsten Tag abholen.
Wir durften zwei Tage mithelfen und waren beeindruckt von der effizienten Organisation und der herzlichen Atmosphäre. Besonders der Teestand, den Collective Aid aufbaut, wird zum Treffpunkt, wo Menschen sich austauschen, Musik hören oder Karten spielen.
Doch mit dem Winter vor der Tür wird die Lage kritisch. Während unserer Zeit dort wurden wir ständig nach warmer Kleidung gefragt – Jacken, Pullover, feste Schuhe. Leider war oft nicht genug für alle da, sodass die Geflüchteten nur zwischen einer Jacke oder einem Pullover wählen konnten. Am zweiten Tag gingen die letzten Hosen zur Neige. Daniel und ich informierten sofort das WPA-Team, und dank schneller Absprachen konnten wir noch während unseres Aufenthalts einen Transport mit Jacken, Hosen, Pullovern und Hygieneartikeln zusagen.
[Hast Du Kleidung, die Du spenden möchtest? Dann sieh dir unsere aktuelle Bedarfsliste an und spende für Menschen auf der Flucht!]
Ein schwerer Aspekt unserer Reise war die allgegenwärtige Grenzgewalt. Während wir Tee ausschenkten, hörten wir Geschichten von Geflüchteten, die von Grenzbeamten misshandelt wurden. Ein Mann zeigte uns die Bisswunden eines Polizeihundes, ein anderer erzählte, wie sein Handy zerstört wurde. Viele kehren nach Sarajevo zurück, um sich von den harten Rückweisungen an den Grenzen zu erholen und Kraft zu sammeln. Trotz der Umstände waren die Menschen herzlich, es wurde gelacht und gemeinsam Karten gespielt.
Auch die bosnische Organisation Compass 071 leistet großartige Arbeit. In ihrem Free-Shop, den wir besuchen durften, können sich Geflüchtete wie in einem normalen Laden Kleidung aussuchen und mitnehmen. Außerdem bieten sie Wasch- und Duschmöglichkeiten an, da die sanitären Anlagen in den Camps unzureichend sind. Hier begegnet man den Menschen auf Augenhöhe. Eine Ehrenamtliche erzählte uns: „Viele sagen, wir sind die ersten Europäer, die sie anlächeln.“
Vor Ort mangelte es an Winterausrüstung, passender Kleidung und funktionierenden Mobiltelefonen. Um die dringendsten Bedürfnisse zu decken und die Versorgungslücken zu schließen, werden wir weitere Nothilfe für die kalten Wintermonate organisieren.
Unsere letzte Station war Are You Syrious in Zagreb, Kroatien. Die Organisation bietet neben einem Freeshop auch Bewerbungstrainings, Sprachkurse und Aktivitäten für Kinder an. Während unseres Aufenthalts halfen wir, Getränke zu verteilen und im Freeshop mit anzupacken. Besonders gefragt waren auch hier Hygieneartikel wie Seife und Zahnbürsten, die wir bereits Anfang Oktober geliefert hatten.
Noch vor unserer Ankunft hatten wir einen Transport mit Hygieneartikeln auf den Weg geschickt, um den Freeshop von AYS zu unterstützen. Die Hilfsgüter waren dringend nötig, denn die Zahl der Geflüchteten in Kroatien ist in den letzten Monaten drastisch gestiegen.
Der Grund dafür: Immer mehr Menschen werden aufgrund der Dublin-Regelungen nach Kroatien abgeschoben. Viele beantragen hier Asyl und werden registriert. Genau diese Menschen trafen wir bei AYS. Staatliche Hilfsstrukturen und Integrationsangebote gibt es trotz der hohen Zahl an Neuankömmlingen und umfangreicher EU-Zahlungen kaum.
Die Menschen in Zagreb leben während des Asylverfahrens in „Reception Centers“. Dort erhalten sie Essen und Unterkunft, aber wenig darüber hinaus. Ein monatliches Taschengeld von 20 € reicht nicht für eine umfassende Versorgung oder für Angebote wie Kinderbetreuung und Kroatischkurse.
Insgesamt gibt es in den Reception Centers 1.000 Plätze, aber allein im ersten Halbjahr wurden 800 Menschen über die Dublin-Regelungen nach Kroatien abgeschoben. Wo alle unterkommen sollen, bleibt unklar. Die meisten ziehen direkt weiter, denn Kroatien bleibt trotz strikter Regelungen ein Transitland. Leidtragende sind die Geflüchteten. Die genaue Zahl derjenigen, die nicht bleiben, ist jedoch unklar, da es in Kroatien stark kriminalisiert wird, Menschen auf der Flucht zu helfen.
Während unseres Aufenthalts halfen wir, Getränke zu verteilen und im Freeshop mit anzupacken. Besonders gefragt waren auch hier Hygieneartikel wie Seife und Zahnbürsten, die wir bereits Anfang Oktober geliefert hatten. Trotz der unterschiedlichen Geschichten und Hintergründe der Geflüchteten, die wir trafen, hatten sie alle eines gemeinsam: den Wunsch nach einem sicheren, besseren Leben.
Um die Geflüchteten bedarfsgerecht zu unterstützen und die Freiwilligen vor Ort zu entlasten, brauchen wir jetzt vor allem eines: Ihre Hilfe und Spenden. Spenden kannst du direkt über unser Spendenformular oder via PayPal an info@wir-packens-an.info.