„Die Tage sind erfüllend. Die menschenunwürdigen Bedingungen sind katastrophal.“

Barbara trägt unseren Pulli auf Chios: Solidarität und Nothilfe sind ihr eine Herzensangelegenheit

„Die Tage sind erfüllend und geben Hoffnung, doch die menschenunwürdigen Bedingungen sind immer präsent und absolut katastrophal.“

Seit Oktober 2021 arbeitet Barbara als freiwillige Helferin bei unserer Partnerorganisation „Offene Arme“ auf Chios. Die Situation Schutzsuchender an den europäischen Außengrenzen bewegt die Brandenburgerin schon lange. Vergangenes Jahr merkt sie immer mehr, wie das Wegsehen der EU, die Verharmlosung und das Leugnen von Pushbacks sie wütend macht.

Im Sommer 2021 nimmt Barbara an einer Veranstaltung unseres Vereins teil. Auf Grund des regionalen Bezugs und dem „Einsatz mit großem Herz“, wie sie sagt, beginnt Barbara die Arbeit von Wir packen’s an aufmerksam zu verfolgen. Von Chios schickt sie uns heute Bilder: „Überall begegnen mir eure Boxen oder Aufkleber in der Lagerhalle.“

Barbara knüpft Kontakt zu Toula auf Chios – sie ist Gründerin der NGO „Offene Arme“. Und zugleich die älteste Partnerin von Wir packen’s an. Seit der ersten Stunde engagieren wir uns mit ihr auf der griechischen Insel.

„In meiner ersten Woche erlebte ich, wie drei Kinder und eine Frau vor Chios ertranken. Unsere Herzen und Gedanken sind immer bei den Menschen, die auf den Booten das Mittelmeer überqueren. Es soll und muss mehr passieren. Es geht darum, nicht die Augen zu verschließen, sondern Solidarität und Menschlichkeit zu zeigen, zu leben, danach zu handeln und vor allem weiterzutragen.“

In der Lagerhalle sortiert Barbara Kleidung und Hygieneartikel und packt viele „emergency packs“ für die Erstversorgung in der Quarantäne und der Anfangszeit im Camp. Bis die Flüchtenden zu ihr in den Free Shop kommen und weitere Kleidung, Hygieneartikel und (ganz besonders wichtig) Schuhe auswählen können. Während die Familien einkaufen, spielt sie mit den Kindern.

Barbara hat viele Begegnungen mit Menschen, die unter schweren Traumatisierungen, Ängsten und Verletzungen leiden. „Es ist alles sehr eindrücklich und intensiv, was man erlebt, erfährt, dazu lernt. Es ist erschütternd und furchtbar, was die Menschen auf der Flucht aushalten, wie unmenschlich sie behandelt werden und unter welchen Umständen sie leben müssen. Im Januar war’s hier so kalt, stürmisch und regnerisch… Die Lebensumstände im Camp und in anderen Unterkünften sind unzumutbar.“

Mit ihren Volunteer-Kolleg:innen unterstützt Barbara auf ganz unterschiedliche Weise: Manchmal durch gemeinsame Momente, ein Lächeln, Wortwechsel, Zuhören, und Emotionen zeigen, erzählt sie. „Oder indem man sich verlässlich zeigt, Situationen aushält und auch an seine eigenen Grenzen stößt.“