Die Verschärfung der Asylpolitik zeigt sich derzeit in besorgniserregendem Ausmaß auf der kleinen Insel Lampedusa. Die Anzahl der ankommenden Flüchtenden übersteigt mit über 8.000 Menschen innerhalb weniger Tage fast das doppelte der Bevölkerung. Zum einen ist die humanitäre Lage desaströs, da weder Hilfe von der eigenen Regierung noch von den EU-Nachbarn geleistet wird, zum anderen wird die verheerende Situation für eine weitere Zuspitzung der ohnehin schon asylfeindlichen Politik in Europa ausgenutzt
Auf Lampedusa fehlt es am Nötigsten: Wasser, Nahrung, Unterbringung. Die Schutzsuchenden stranden auf der Straße ohne ausreichende Unterstützung. Vor Ort wird von der alarmierenden Situation vieler Kinder und schwangeren Frauen berichtet, die medizinische Hilfe benötigen. Gerade unbegleitete Kinder und Jugendliche, die nicht wissen, wohin, und um die sich derzeit niemand kümmert, sind mehrfachen Gefahren ausgesetzt.
Wo von „Invasion“, Aufnahmestopp und Abschiebungen die Rede ist, sieht der Bad Freienwalder Verein nicht tatenlos zu. „Wir packen’s an“ unterstützt sofort mit 5.000 € Nothilfe die geflüchteten Menschen auf Lampedusa. Gemeinsam mit der NGO „Mediterranean Hope“, die seit 10 Jahren vor Ort tätig ist, können mit den Spendengeldern bis zu 500 Menschen mit dringend Notwendigem versorgt werden, darunter Wärmedecken, Lebensmittel, Windeln und Menstruationsbinden.
Politisch scheint es keine anderen Ideen zu geben, als das, was diese Zustände überhaupt erst erschaffen hat. Die menschenfeindliche europäische Abschottungspolitik ist keine Antwort auf die Herausforderungen der Migration im 21. Jahrhundert. Das Beispiel Lampedusa zeigt deutlich: Die Abschottung schreckt nicht von der gefährlichen Überfahrt ab, aber der Mangel an Alternativen sorgt für Zehntausende Tote und unendliches Leid an den Grenzen, in den Lagern und auf dem Wasser.
“Alle zukünftigen Beschlüsse zur Asylpolitik können mit einer einfachen Frage überprüft werden”, so Kai Wittstock, stellvertretender Geschäftsführer bei Wir packen’s an, angesichts der verschärften Rhetorik von politischen Verantwortlichen, “Wie sollen Menschen, die vor politischer und persönlicher Unterdrückung fliehen, in Europa Asyl beantragen, wenn es keine Wege gibt, legal einzureisen – und wenn sie es doch ‚illegal‘ tun, werden sie kriminalisiert und hart bestraft?”
Wir packen’s an steht solidarisch an der Seite aller Menschen auf der Flucht und der Bevölkerung vor Ort, die ihre Menschlichkeit bewahren und in der Not anpacken.
Die von den Inselbewohner:innen gelebte Solidarität ist außergewöhnlich. Sie versorgen die Menschen, so gut es geht, über private Spenden mit Wasser, Nahrung und Kleidung. Das zeigt einmal mehr, dass die Zivilgesellschaft die Aufgaben von versagenden Regierungen übernehmen muss.
Angesichts der Zuspitzung der humanitären Katastrophe auf Lampedusa, die von weiteren ankommenden Booten verstärkt wird, muss Europa, muss Deutschland umlenken: Die Aufnahme von Millionen (weißer) Menschen aus der Ukraine war schnell und unbürokratisch möglich. Das gleiche Recht muss für Menschen gelten, die aus anderen Teilen der Welt vor Krieg, Elend, Terror, politischer Verfolgung und zerstörten Lebensräumen fliehen.
Die europäische Abschottungspolitik ist gescheitert! Wir fordern Deutschland und die EU auf:
– die Strukturen auf Lampedusa mit Soforthilfen zu unterstützen und die humanitäre Versorgung sicherzustellen
– schnelle Aufnahmeregelungen und Verteilungen auf die EU-Länder umzusetzen
– die menschenverachtende Abschottungspolitik zu beenden und solidarische Lösungen zu entwickeln, die sich am universellen Menschenrecht auf Asyl orientieren
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